Nach Zahlungsunfähigkeit

Insolvente Firma Tramag aus Fürth hat einen Käufer - Mitarbeiter müssen trotzdem gehen

Julia Ruhnau

Fürther Nachrichten

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Claudia Ziob

Lokalredaktion Fürth

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3.5.2024, 14:51 Uhr
Die Transformatorenfabrik hatte Anfang des Jahres Insolvenz angemeldet, nun tritt das Unternehmen in eine neue Phase ein.

© Marc Markstein/Tramag Die Transformatorenfabrik hatte Anfang des Jahres Insolvenz angemeldet, nun tritt das Unternehmen in eine neue Phase ein.

Im vergangenen Jahr feierte Tramag noch 100-jähriges Jubiläum, kurz darauf folgte der Tiefpunkt: Das Unternehmen mit Sitz in Fürth musste Insolvenz anmelden. Für die gut 50 Beschäftigten ein Schock, dem Geschäftsführer Stefan Ammon aber mit Optimismus begegnete. "Eine Insolvenz bedeutet nicht immer das Ende eines Unternehmens, es kann auch eine Chance und ein Neuanfang sein", betonte er Anfang des Jahres gegenüber unserer Redaktion. Die Suche nach einem Investor, der das Unternehmen zukunftssicher aufstellen sollte, lief laut der Sanierungs- und Restrukturierungsgesellschaft Pluta, vielversprechend.

Firma Redur kauft Fürther Transformatorenhersteller Tramag

Nun ist sie beendet. Für das Unternehmen habe sich ein Käufer gefunden, verkündet Pluta in einer Pressemitteilung. Der Kaufvertrag sei bereits unterschrieben, die "sanierende Übertragung" erfolge im Rahmen eines "Asset-Deals mit Wirkung zum 2. Mai". Neuer Investor ist die Redur GmbH & Co KG aus Niederzier in Nordrhein-Westfalen. Diese stellt seit über 60 Jahren Stromwandler, Messumformer und Messgeräte her. Über den Kaufpreis haben die Verantwortlichen Stillschweigen vereinbart.

"Seit Jahresanfang haben wir den Geschäftsbetrieb fortgeführt und zeitgleich einen Investorenprozess durchgeführt", wird Patrick Meyerle von Pluta in der Mitteilung zitiert, der am 1. April offiziell zum Insolvenzverwalter bestellt worden war. Zu den Hauptkunden zählten mehrere DAX-Unternehmen - "die Lieferkette nicht abreißen zu lassen, hatte oberste Priorität". Zu den Kunden gehören Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, der Automatisierungs- und Antriebstechnik sowie der Medizintechnik. Die nun erzielte Lösung sei das "bestmögliche Ergebnis".

Großteil der Tramag-Mitarbeiter scheidet bis Ende 2024 aus

Die Mitarbeiter dürften das etwas anders sehen: Sie müssen bis Ende des Jahres gehen. "Ein langfristiger Weiterbetrieb des Werks in Fürth ist aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich", teilt Pluta mit, die Produktion am hiesigen Standort sei nicht profitabel. Tramag stellt Transformatoren, Drosseln und Filter her. Technisch komplexe Produkten in kleinen Losgrößen werden am Standort Fürth gefertigt, die Produkte in Seriengrößen kommen aus einem Werk in Tschechien. Dort werden sie von einer seit 30 Jahren bestehenden Schwestergesellschaft hergestellt.

Hinter der Grenze wird zukünftig die gesamte Produktion stattfinden. "Redur wird die Produktion in Fürth zunächst aufrechterhalten und sukzessive zum Tochterunternehmen Ismet Transformatory s.r.o. nach Tschechien verlagern", schreibt Pluta. Für die Mitarbeiter bedeutet das: Sie scheiden bis Ende 2024 aus dem Unternehmen aus. Der Insolvenzverwalter habe einen Sozialplan und einen Interessenausgleich mit dem Betriebsrat erstellt, heißt es. Lediglich die Mitarbeiter aus Verwaltung und Vertrieb werden vom Investor übernommen.

Auch Tramag-Geschäftsführer und Gesellschafter Stefan Ammon bleibt an Bord. Er hatte Anfang des Jahres noch betont, welch große Bedeutung das Unternehmen für ihn habe. Die Tramag "steht und stand immer im Mittelpunkt unserer Familie", sagte er gegenüber der Redaktion. Gegenüber den 53 Beschäftigten verspüre er eine große Verantwortung. "Wir verstehen uns als eine große Familie."

Der Käufer Redur stammt aus der gleichen Branche wie Tramag und hat bisher Transformatoren, Drosseln und Filter der Marke Ismet im Programm. "Die Produkte und das Know-how von Tramag sind hervorragend", wird Redur-Geschäftsführer Lothar Schunk in der Mitteilung zitiert. "Wir können damit unser Portfolio optimal ergänzen und Synergieeffekte nutzen." Durch die Übernahme setze man den Expansionskurs des Unternehmens fort. Und: "Alle Bestandskunden von Tramag können darauf vertrauen, dass wir auch künftig beste Qualität anbieten werden."

Eine wichtige Rolle für Fürth spielte Tramag vor 20 Jahren, als sie den neuen Solarberg rettete: Kurz vor Weihnachten 2003 brauchte die Infra dringend Ersatz für die aus dem Ausland gelieferten, aber schnell durchgebrannten Transformatoren. Tramag sprang ein – obwohl man dort seinerzeit noch keinerlei Erfahrungen mit Photovoltaikanlagen besaß.

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