Im August ist es so weit

Bald herrscht er 25 Jahre: Putin, der Mann, der Russland unterjocht und Europa bedroht

Michael Husarek

Chefredakteur Nürnberger Nachrichten

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7.5.2024, 10:43 Uhr
Wird im August 25 Jahre an der Macht sein: der russische Staatschef Wladimir Putin.

© Alexander Kazakov/Alexander Kazakov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa Wird im August 25 Jahre an der Macht sein: der russische Staatschef Wladimir Putin.

25 Jahre werden es im August: Solange sitzt Wladimir Putin schon im Sattel, meist als Präsident, zwischendurch auch mal als Regierungschef. Bald hat der 71-Jährige Josef Stalin eingeholt. Stalin war ein Diktator, der sich wenig Mühe machte, dies zu kaschieren. Putin hingegen ist ein Diktator, der sich mit dem Schein einer geteilten Machtausübung umgibt.

Ein Kabinett von Putins Gnaden

So wird es auch nach den Zeremonien zur erneuten Amtseinführung eine Pro-forma-Regierung geben, ein Kabinett von Putins Gnaden. Natürlich wissen das die Russen, niemand glaubt an Teamplayer-Eigenschaften, wenn es um Putin geht.

Diese One-Man-Show birgt Chancen und Risiken gleichermaßen in sich. Ein Risiko ist die Unberechenbarkeit des einstigen KGB-Offiziers. Was, wenn Putin seinen Atomwaffen-Muskelspielen Taten folgen lässt? Wer könnte ihn daran hindern? Wohl niemand. Insofern muss die Anweisung des Kremlchefs an etliche Militärverbände, den Einsatz von Atomwaffen zu trainieren, beunruhigen.

Gleiches gilt für all die Wahnvorstellungen von einem großrussischen Reich, mit denen Putin kokettiert. Sein Angriffskrieg gegen die Ukraine führt eindrucksvoll vor Augen, wie ernst Putin derlei Fantasien sind. Das ist brandgefährlich, nicht nur für die Menschen in der Ukraine. Längst sind die baltischen Staaten alarmiert, sind lange Zeit neutrale Länder wie Schweden oder Finnland Teil des westlichen Verteidigungsbündnisses geworden.

Auch Autokraten haben eine Halbwertszeit

Putin, das muss gesagt werden, hat das Zeug und die militärischen Mittel, um der Welt Angst einzujagen. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Auch Autokraten und Diktatoren, das sollte der historisch interessierte Putin wissen, haben eine Halbwertszeit. In den seltensten Fällen regieren solche Alleinherrscher bis zu ihrem Tod durch. Stalin war so eine Ausnahme, die Entstalinisierung begann erst nach dessen Tod.

Meist läuft es anders, indem sich Widerstand im eigenen Land formiert. Putin unterdrückt derlei Tendenzen mit allen Mitteln, der Tod des Oppositionellen Nawalny ist das wohl prominenteste Beispiel dafür, dass der Kremlherrscher auch über Leichen geht, wenn es denn der Machtabsicherung dient. Aber auch der Tod von Jewgeni Prigoschin, der bei einem bis heute ungeklärten Flugzeugabsturz ums Leben kam, zeugt von der Entschlossenheit Putins. Widerstand duldet der Kreml jedenfalls nicht.

Putins Glück ist zudem die Zersplitterung der Oppositionellen in Russland. Noch funktioniert sein System, noch umgeben ihn hinreichend viele Günstlinge. Das Vierteljahrhundert wird er voll bekommen, der mächtigste Mann Russlands. Die 34 Jahre, die Katharina die Große als Zarin einst regiert hat, wohl eher nicht. Irgendwann reicht es den Menschen. Als großer Staatsmann wird Putin ohnehin nicht in die Annalen eingehen, eher schon als Kriegsverbrecher.

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