Falsche Hoffnungen

E-Fuels sind keine Alternative: Am Elektroauto führt kein Weg vorbei

Roland Englisch

Nürnberger Nachrichten

E-Mail zur Autorenseite

2.5.2024, 15:00 Uhr
Ladesäulen für E-Autos: Alternative Treibstoffe sehen manche als Rettung für den Verbrennermotor. Doch das ist eine Illusion, weil der Energiebedarf viel zu hoch wäre.

© Julian Stratenschulte/dpa Ladesäulen für E-Autos: Alternative Treibstoffe sehen manche als Rettung für den Verbrennermotor. Doch das ist eine Illusion, weil der Energiebedarf viel zu hoch wäre.

Markus Söder, bis eben noch brennender Befürworter eines Verbots, will neuerdings das Aus für Verbrennermotoren stoppen. Was ihn antreibt, ob es nur um technische Fragen geht oder auch um die Stimmung bei den Wählern kurz vor dem europäischen Urnengang - offen.

Die deutschen Autohersteller sind weiter als Söder

Tatsächlich ist die deutsche Automobilindustrie einen Schritt weiter als er; die Hersteller planen mit dem Verbrenner-Aus und rüsten bereits ihre Werke um auf die Fertigung reiner Elektroautos. Dort wissen die Verantwortlichen, welche Technik zukunftsfähig ist und welche vorerst chancenlos sein wird.

Beispiel E-Fuels. Die Treibstoffe können zwar im Verbrenner eingesetzt werden. Doch ihre Herstellung ist viel zu energieintensiv, als dass sie für einen breiten Markt taugten. Der ADAC, kein E-Auto-Fan, sondern Anhänger des Verbrenners, hat es kürzlich vorgerechnet.

Ein Drei-Megawatt-Windrad liefert demnach genug Energie für 1600 E-Autos. Wird der Strom in Wasserstoff gewandelt, reicht er noch für 600 Wagen. Und bei E-Fuels für gerade 250. Damit kommt bei ihnen nicht einmal ein Sechstel der eingesetzten Energie an.

Wenn überhaupt, sind E-Fuels und Wasserstoff auf absehbare Zeit eine Lösung für Bereiche, die Batterien nicht vertragen - Flugzeuge etwa, Lkw, Schiffe oder die Industrie. Sie bleiben ein Nischenprodukt, wenn auch ein wichtiges.

Deutsche Autobranche spürt den Druck aus China

Zudem spüren die deutschen Automobilbauer den Druck der Chinesen, die dank staatlicher Subventionen im Bereich E-Mobilität günstig forschen und produzieren können. Söder kritisiert zu Recht, dass die Bundesregierung den deutschen Herstellern hier nicht entgegenkommt.

Im Gegenteil hat die Ampel die Fördermittel für E-Autos ganz und die Mittel für die Batterieforschung großteils gestrichen - ein absurder Schritt, weil sie so ihr Ziel von 15 Millionen Elektroautos bis 2030 allenfalls dank chinesischer Billigautos erreichen wird. Dabei produzieren Lastwagen und Autos ein Fünftel der CO₂-Emissionen. Wer den Klimawandel ernst nimmt, muss hier angreifen.

Dienstwagen: Am Ende noch originalverpackte Ladekabel

Wie widersprüchlich die Berliner Politik ist, zeigt die jüngste Umfrage unter Autovermietern. Sie berichten wieder einmal, dass die meisten mit Hybrid-Motoren ausgelieferten Dienstwagen zurückkommen, ohne jemals eine Steckdose gesehen zu haben, erkennbar am originalverpackten Ladekabel. Gefahren sind sie trotzdem - mit dem dreifachen Spritverbrauch des Zusatzgewichts wegen.

Diese Limousinen und SUVs finden ihre Abnehmer, weil die Nutzer der Firmenwagen nur den halben Steuersatz auf den Eigenanteil zahlen müssen gegenüber reinen Benzinern oder Diesel. Ökologisch ist das Unfug, steuerrechtlich ebenso, weil es jene benachteiligt, die ihr Auto selbst kaufen und unterhalten müssen. Zudem begünstigt es jene, die ohnehin besser verdienen. Die dürfen dafür mit ihren Spritschleudern alle Privilegien in Anspruch nehmen, die E-Autos vorbehalten bleiben sollten.

Vielleicht sollte Söder hier einmal einhaken. Im Interesse der Allgemeinheit.

Keine Kommentare