Spekulationen auf Social Media

Riesige Rauchwolke über Berlin: Großbrand auf Firmenareal von fränkischem Rüstungskonzern Diehl

4.5.2024, 09:56 Uhr
Dunkler Rauch stieg bei dem Brand in Berlin-Lichterfelde auf. Die Feuerwehr warnte vor gefährlichen Rauchgasen.

© Christoph Soeder/dpa Dunkler Rauch stieg bei dem Brand in Berlin-Lichterfelde auf. Die Feuerwehr warnte vor gefährlichen Rauchgasen.

Bei einem Brand in Berlin-Lichterfelde hat sich am Freitag eine riesige Rauchwolke über dem Westen der Hauptstadt gebildet. Die Feuerwehr rückte zum Großeinsatz aus und warnte per Handyapp vor möglichen Gesundheitsgefahren. Mindestens eine Schule wurde geschlossen. In der Halle seien Kupfercyanid und Schwefelsäure gelagert gewesen, und während des Brands habe sich womöglich Blausäure gebildet, sagte ein Feuerwehrsprecher. Gesundheitsgefährdende Stoffe wurden aber laut Feuerwehr nur in unmittelbarer Nähe des Brandorts in der Luft entdeckt - nicht in der Rauchwolke, die in Richtung Innenstadt abzog.

Auch die fränkische Firma Diehl Metall, zu der das Werk gehört, erklärte auf Anfrage, nach ihren Erkenntnissen sei keine gesundheitsgefährdende Belastung gemessen worden. Die genannten Chemikalien seien nur in geringen Mengen im Werk vorgehalten worden, sagte Sprecher Michael Nitz. Nach seinen Angaben handelt es sich um einen Galvanik-Betrieb, der unter anderem Autoteile herstellt.

Die Diehl-Gruppe mit Sitz in Mittelfranken ist ein großer Rüstungskonzern, der auch Waffen für die Ukraine liefert. In Medien und sozialen Netzwerken löste das Spekulationen aus. Nitz sagte jedoch, im Berliner Werk seien keine Rüstungsgüter produziert worden. Die Polizei hatte noch keine Erkenntnisse zur Brandursache. Verletzte gab es laut Feuerwehr nicht.

Am Samstag dauerten die Löscharbeiten an. In den Trümmern des Gebäudes flammten immer wieder Feuer auf. Die Einsatzkräfte müssten Gebäudeteile niederreißen, um besser an die Brandherde heranzukommen.

Es seien noch etwa 50 Einsatzkräfte vor Ort, sagte ein Feuerwehrsprecher am Morgen. Die Löscharbeiten werden sich ihm zufolge vermutlich noch den gesamten Tag hinziehen. Die Bevölkerung werde gebeten, weiter die Fenster geschlossen zu halten. Es könnten noch immer Geruchsbelästigungen auftreten. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DRLG) hätten mit ihrer Technik am Freitag Luftschadstoffe gemessen.

Abitur bei geschlossenen Fenstern

Der Großbrand war am Freitagvormittag ausgebrochen. Ein Technikraum im ersten Obergeschoss des Fabrikgebäudes brannte laut Feuerwehr in voller Ausdehnung. Alle Personen hätten sich selbst in Sicherheit bringen können. Das Gebäude konnte während der Löscharbeiten nicht mehr betreten werden. Eine riesige Rauchwolke hatte sich über dem Westen Berlins gebildet.

Die Berliner Feuerwehr war am Freitag mit 180 Einsatzkräften vor Ort und alarmierte zusätzlich die Flughafenfeuerwehr sowie die Werksfeuerwehr des Bayer-Konzerns mit Fachkräften für Chemikalien.

Eltern von Schülern des Steglitzer Fichtenberg-Gymnasium erhielten eine Mail, wonach der Unterricht eingestellt und die Schüler nach Hause geschickt worden seien. Das Abitur werde jedoch bei geschlossenen Fenstern fortgeführt.

Die Straßen rund um den Brandort wurden den Beobachtungen eines dpa-Reporters zufolge gesperrt. Die Flammen schlugen bis in den Himmel. Beißender Geruch lag in der Luft. Über dem Gebäude stand schwarzer Rauch. Auch ein benachbarter Supermarkt war ganz in Rauch eingehüllt. Die Umgebung ist eine Mischung aus Gewerbegebiet, Kleingärten, Wohnsiedlungen und Einkaufszentrum.

Diehl produziert das Flugabwehrsystem Iris-T

Die fränkische Diehl-Gruppe agiert international. Sie beschäftigt - Stand: Sommer 2023 - in der Region Mittelfranken 3300 und weltweit 16.550 Menschen und befindet sich auf Wachstumskurs.

Treibend war hier zuletzt die Rüstungssparte, beheimatet in Überlingen (Baden-Württemberg) mit einem großen Standort in Röthenbach a. d. Pegnitz. Hunderte Mitarbeiter will Diehl allein in diesem Bereich einstellen. Nicht nur, weil das Abarbeiten allein der sechs von der Bundeswehr bestellten Flugabwehrsysteme Iris-T mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird.